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Leitartikel der Woche

Ein neuer Anlauf für die Windkraft
Silvia Böhler silvia.boehler@rzg.at
In Vorarlberg waren Windräder bisher nicht gern gesehen – schon gar nicht in eigener Nähe oder in der unberührten Natur der Berge. Besorgte Bürger, Naturschutz- und Touris­musor­ganisationen machten gegen geplante Anlagen mobil, das Projekt am Pfänder sorgte für hitzige Diskussionen und scheiterte schließlich am Willen der Bevölkerung.

Mittlerweile erachtet die Politik die Nutzung der Windenergie aber als Notwendigkeit und die ersten Windräder sollen nun endlich auf den Weg gebracht werden. Der neu erstellte Windatlas 2023 soll als Grundlage dienen - er zeigt, welche Gebiete infrage kommen könnten. Größtes Potenzial haben demnach der Pfänderrücken und die Region Bregenzerwald, ebenso kleinere Standorte in den Allgäuer und Lechtaler Alpen und im Gebiet Rätikon-Silvretta. Insgesamt eignen sich rund vier Prozent der Landesfläche Vorarlbergs für den Bau von Windkraftan­lagen.

Neuen Schwung soll zudem die Zusage des Landes bringen, konkrete Windmessungen finanziell zu unterstützen. Neben der Silvretta-Montafon-Gruppe hat auch die liechten­steinische Gemeinde Gamprin Interesse bekundet. Denn auch im Fürstentum hat die Windkraft einen schweren Stand und ein geplantes Projekt wurde deutlich abgelehnt. Seit mehreren Monaten lässt Gamprin nun die Windverhältnisse auf der Alpe Rauz bei uns in Klösterle prüfen, das gesamte Gebiet ist im Besitz der liechten­steinischen Gemeinde. Liegen positive Ergebnisse vor, soll ein Windpark mit bis zu zehn Anlagen entstehen.

Doch wie gelingt es, die Bürger davon zu überzeugen, dass Wind-
räder eine Investition in die Zukunft sind? In Klösterle will man vorerst die Ergebnisse abwarten und dann genau prüfen, sagt Bürgermeister Florian Morscher.

Ganz nach dem Motto „Wenn der Bürger nicht will, wird er zu seinem Glück gezwungen“ hat der Nationalrat indes im März die Bestimmungen für die UVP-Verfahren für Windkraftan­lagen abgeändert. Seither ist keine entsprechende Flächenwidmung mehr erforderlich und Geneh­migungsver­fahren können abgekürzt werden, weil die Gemeinden eine wichtige Entscheidungs- und Mitsprachemöglichkeit verloren haben. Um die Zustimmung der Bürger für Windräder zu erreichen, sind solche Maßnahmen wohl eher kontraproduktiv.

Energielan­desrat Daniel Zadra lud die Bürgermeister vergangene Woche zu einer Infor­mations­veran­staltung ein. Rund 20 Vertreter seien gekommen. Der neue Anlauf für die Windkraft scheint holprig.

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