Stadtgeflüster
Bregenz
15.03.2023
Wem ich fünf Sterne und Hauben geben würde...
Viel Tamtam wird immer gemacht, wenn die Restaurantführer erscheinen; „À la Carte“ macht den Anfang und die Medien kriegen sich gar nicht mehr ein vor lauter Sternen, Hauben und Löffeln. Dabei ist es wie immer: 90 Prozent der - laut Testesser - Vorarlberger Spitzenlokale befinden sich in der Arlbergregion inklusive der „Roten Wand“ in Oberlech, seit Jahren unangefochtener Spitzenreiter. In unserer Region sind es stets das „Mangold“ in Lochau, das „Guth“ in Lauterach und neuerdings auch das „Weiß“ in der Bregenzer Anton-Schneider-Straße. Es sei ihnen gegönnt und Heerscharen von Gourmets, die solcherlei Spitzengastronomie zu würdigen wissen, mögen deren Gaststuben füllen.
Die Gaststuben, die ich gerne aufsuche, kämpfen nicht um Sterne, sondern ums Überleben. Der sogenannten „gutbürgerlichen Küche“ oder - noch besser - dem traditionellen Wirtshaus mit heimischer Küche drohen das gleiche Schicksal wie dem Faxgerät oder dem Eisbären: Sie sind vom Aussterben bedroht. Tagtäglich schließen irgendwo im Ländle „Adler“, „Bären“, „Hirschen“ und „Engel“ endgültig ihre Augen und die (so es welche gibt) Nachfolger bieten dann meist Speisen aus dem Mittelmeerraum oder dem Fernen Osten an.
Nichts gegen Pizzen, Sushi oder siebengängige Menüs (inklusive Anleitung, welches Besteck zu welchem Gang gehört). Aber nichts geht darüber, es sich in einem urigen, nur 1 Meter 80 hohen Raum, dem man die dort gerauchten drei Millionen Zigaretten ansieht und der vom Lärm einer Jasserrunde dominiert wird, bequem zu machen. Dafür gibt es von mir 5 Sterne, 5 Hauben und einen Löffel, der für alle drei Gänge verwendet werden darf.
Tschako
Raimund Jäger
Feldkirch
15.03.2023
Eines jeden anderen Utopia
Haben Sie gewusst, dass eine ukrainische Familie, die vor Putins gnadenlosem Krieg geflohen und in unserem Land Schutz sucht, vom österreichischen Staat 300 Euro plus Familienbeihilfe erhält? Viele von ihnen würden gerne arbeiten, dürfen jedoch nicht. Anders sieht es bei syrischen, irakischen oder afghanischen Flüchtlingen aus, die zwar arbeiten dürfen, es aber nicht wollen respektive sollen. Denn sie haben einen anerkannten Flüchtlingsstatus und erhalten eine kostenlose Wohnung sowie pro Kopf über 600 Euro sowie für jedes Kind entsprechende Zulagen. Kleines Rechenbeispiel: Eine syrische Familie mit drei Kindern erhält somit zusammen 1.600. Rechnet man die kostenlose Wohnung dazu, dann ists mehr, als viele Vorarlberger Familien pro Monat zum Leben haben. Jene, die unser tolles Sozialsystem durchblickt haben, gehen auch nicht arbeiten, außer sie haben vielleicht keine Kinder. Da die FPÖ gar keine Flüchtlinge per se, die Grünen alle Flüchtlinge im Land haben wollen, gibt es auch keine gemeinsame Politik, bei der etwa bereits in der österreichischen Botschaft in der Türkei als zentrale Stelle der Status überprüft wird, der dann für maximal drei Monate gilt. Ein befreundeter Syrer erzählte mir, dass man ihm bei der Caritas riet, nicht arbeiten zu gehen und dass er jetzt nicht mehr den ganzen Tag Gemüsekisten schleppen würde. Bei uns gibt es auch marokkanische Flüchtlinge. Sie kommen aus einem Land, in das Vorarlberger ihren Pauschalurlaub buchen...
Bandi Koeck
Gastkommentar
Helikoptern oder doch erst morgen ...
„Gesegnet sei meine Kindheit“ denken sich heute viele der wie ich irgendwie in die Jahre gekommenen. Haben sie als Kind doch viele Freiheiten genossen, konnten oftmals doch mehr oder weniger das machen, wonach ihnen als Kind gerade der Sinn stand. Ohne Helm Fahrrad fahren, alleine zur Schule gehen oder einfach mal Streiche machen. Den Ärger gabs dann, wenn überhaupt, erst später. Einzig eines durften wir damals nicht, etwas auf morgen verschieben. Wehe den Übeltätern, die zu einem vorgegebenen Zeitpunkt ihre Aufgaben nicht erfüllt hatten, sei es Zimmer aufräumen, Rasen mähen oder mal Staub saugen. Doch gerade diese Generation scheint ihren (Enkel)Kindern denselben Genuss nicht zu vergönnen. Immer und überall schwirren sie um die Jungen und Jüngsten, nirgends sind diese sicher vor ihnen, Helm-
pflicht, Wegbegleitung (möglichst mit Auto) und Streicheverbot inklusive. Sie sind der sprichwörtlich gewordene orwellsche Große Bruder, Überwachung pur. So lange und so engmaschig, wie es eben geht. Sie können von dieser fast schon pathologischen Kontrolle nicht lassen und übersehen dabei, dass sie der Jugend den notwendigen Schritt in die Selbstständigkeit verwehren und verschieben das Loslassen einfach auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.
Dieses Phänomen zeigt sich leider nicht nur bei Eltern. Auch in der Wirtschaft ist es nicht selten und führt in einem schleichenden Prozess oft zu Konkursen, wenn die ältere Inhabergeneration den Zeitpunkt für eine geordnete Übergabe an die Nachfolgegeneration verpasst. Gleiches gilt im Übrigen auch und besonders für Vereine und Politik. Also verpasst den Zeitpunkt nicht und lasst der Jugend ihren Lauf ...
Mario Beib
15.03.2023
Am Miroslav Klos(e) sött ma viellicht an Krampus zur Sitta stella, damit d‘Altachr endli spurand...
