Silvia Böhler
Anstatt die Gemeindewahlen im kommenden Jahr abzuwarten, werden seit mehreren Monaten rege die Bürgermeisterämter gewechselt. In Ludesch, Nüziders, Wolfurt, Götzis, Sulz, Meiningen oder Mäder haben teilweise langgediente Ortschefs Platz für ihre Nachfolger gemacht. Mit dieser Taktik erhofft sich manch einer vielleicht eine bessere Ausgangsposition und höhere Erfolgsaussichten für die Wahlen 2025.
Für die Gemeinden sind die Neubesetzungen auch kein Nachteil, weht doch mit jedem neuen Bürgermeister oder neuen Bürgermeisterin ein optimistisch frischer Wind in der Gemeindestube. Zu tun gibt es jede Menge. Eine kürzlich vorgestellte Studie der Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle zeigt die aktuellen Herausforderungen auf. Demnach plagen die Gemeinden vor allem finanzielle Nöte, es fehle an Einnahmen, aber auch an Bauland beziehungsweise leistbarem Wohnraum. Demgegenüber nehme die Bürokratie und auch die rechtliche Verantwortung zu. „Kreative“ Lösungen rügte gerade der Rechnungshof in den Gemeinden Sulzberg, Doren und Schruns, die zur Finanzierung verschiedener Projekte Genossenschaften mit Beratungsfirmen und Banken eingegangen sind. Für die öffentliche Hand und damit auch für die Bürger seien diese Modelle oft nachteilig, so der Rechnungshof.
Die Frauen und Männer an der Gemeindespitze müssen aber nicht nur Finanzexperten sein, sondern laut Kathrin Stainer-Hämmerle sind auch die Ansprüche der Menschen vor Ort gestiegen. Es gilt den Bedürfnissen der Kinder, Berufstätigen und der älteren Bewohner gerecht zu werden. Außerdem wollen sich die Menschen immer häufiger einbringen – Stichwort Bürgerbeteiligung. Das ist zum einen positiv, zum anderen macht es Planung und Umsetzung von Projekten aber komplizierter. Nicht selten sehen sich Bürgermeister in diesen Prozessen auch mit persönlichen Anfeindungen und verbalen Angriffen konfrontiert.
Das Amt des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin ist kein einfacher Job, der zudem zeitlich intensiv und von Wählern abhängig ist. In vielen Orten ist es mittlerweile schwierig, Kandidaten für das Amt zu finden. Umso mehr verdienen jene, die sich zur Verfügung stellen wollen, Respekt und Unterstützung.
RZ Regionalzeitungs GmbH
Liechtensteiner Str. 70, 6800 Feldkirch
Impressum | Datenschutz