
Silvia Böhler
Die Schlupflöcher werden kleiner
Dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind, sollte heute eigentlich niemand mehr in Frage stellen. Dass sie für gleiche und gleichwertige Arbeit, gleiches Geld verdienen, auch nicht. Doch die Realität sieht leider anders aus. Frauen verdienen noch immer um einiges weniger als ihre männlichen Kollegen und die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern – der sogenannte Gender Pay Gap – schließt sich trotz gesetzlicher Regelungen nur langsam. Darauf macht auch der Equal Pay Day – heuer am 10. Oktober – aufmerksam.
Werden die Einkommensunterschiede von Frauen und Männern in Zeit berechnet, arbeiten Frauen in Vorarlberg im Schnitt rund zweieinhalb Monate „ohne Lohn“. Ausreden der Arbeitgeber gibt es viele. Frauen würden von sich aus weniger verlangen, seien aufgrund Familienverpflichtungen nicht so flexibel und arbeiten häufig in Teilzeit. Weil auf die Fairness der Arbeitgeber eben nicht immer gezählt werden kann, braucht es gute rechtliche Bedingungen.
Das Gleichbehandlungsgesetz von 1979 sollte eigentlich der Startschuss für die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt sein. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – so einfach, so logisch, so überfällig. Doch dem war nicht so. Es folgten Nachbesserungen: 2011 vorgeschriebene Einkommensberichte, zumindest für größere Unternehmen, und die Pflicht bei Stellenausschreibungen auch das Einstiegsgehalt anzugeben. Gute Ansätze, doch die Mehrheit der Arbeitgeber ignoriert das Gesetz.
Große Hoffnungen legen nun viele in die ab Juni 2026 auch in Österreich umzusetzende EU-Richtlinie zur Entgelttransparenz. Damit sollen die Arbeitgeber noch stärker in die Pflicht genommen werden, sie müssen künftig klar definieren und kommunizieren, nach welchen Kriterien sie bezahlen.
Die Schlupflöcher werden also kleiner, doch auch das schärfste Entgelttransparenzgesetz wird den Gender Pay Gap nicht von heute auf morgen auflösen. Aber es ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.