
Silvia Böhler
„Kreative“ Lösungen für Einheimische
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie unsere deutschen Nachbarn vor einigen Jahren versuchten eine Autobahn-Maut nur für Ausländer einzuführen. Die Einheimischen hätten zwar ebenfalls die Maut bezahlt, das Geld aber über die Steuern zum Großteil rückerstattet bekommen. Damit wären ausschließlich ausländische PKW-Fahrer zur Kasse gebeten worden. Der Europäische Gerichtshof stoppte das Vorhaben, weil es Autofahrer anderer Länder diskriminiert hätte. Die Klage eingebracht hatte damals unsere österreichische Regierung. Die „Retourkutsche“ ließ nicht lange auf sich warten. Deutsche Behörden mahnten, der Gleichheitsgrundsatz solle nicht nur für deutsche Autobahnen, sondern auch für österreichische Skipisten gelten.
Jahr für Jahr steigen die Kosten für Liftkarten. Jemand muss schließlich den stetigen Ausbau der Gondeln, Lifte und Beschneiungsanlagen bezahlen. Wie Marco Tittler in einer Pressekonferenz vergangene Woche informierte, haben die Seilbahnen allein in diesem Jahr rund 122 Millionen Euro in neue Anlagen investiert. Fast die Hälfte davon werden für Beschneiungsanlagen und die Optimierung von Pisten ausgegeben. Damit das Skifahren nicht zum elitären Sport wird, gewährten Seilbahnbetreiber zumindest Einheimischen großzügige Vergünstigungen. Früher ganz offiziell, dann nurmehr leise und auf Nachfrage. Denn laut EU-Recht ist es verboten, Menschen aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft oder ihres Wohnortes bei Preisen zu diskriminieren. Das mussten nicht nur die Deutschen bei der Autobahn-Maut akzeptieren, sondern seit vergangenem Jahr auch österreichische Liftbetreiber. Seither bleibt das Skivergnügen für alle teuer.
Weil manche aber bereits den Verlust ganzer Ski-Generationen befürchten, wird nach „kreativen“ Lösungen gesucht, um das Recht auf Gleichbehandlung zu umgehen. Manche setzen auf vergünstige Saisonkarten, manche hoffen auf die Anpassung des EU-Rechts, was zuletzt mehrere Politiker in Aussicht stellten. Eine eigenwillige Interpretation der Gleichstellung liefert indes der Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung, Walter Veit: „Gleichbehandlung ist, wenn jeder daheim profitiert – bei Kindergärten, Familienbeihilfe und Einheimischentarifen.“ Also ganz nach dem Motto: Wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht?
Abgesehen von der Veit‘schen Haltung, die ziemlich blamabel jegliches Feingefühl für Gemeinschaftlichkeit vermissen lässt und deutlich zeigt, dass wir noch längst nicht alle Bürger Europas sind, ist offensichtlich, dass hier keine „kreativen“, sondern schleunigst eine klare und nachvollziehbare Lösung gefunden werden muss.






