Mario Beib
Wenn das Kind in den Brunnen fällt ...
... will niemand schuld daran sein. Ob es nur um einen „zerbrochenen Krug“ geht, um Unfälle oder um Rosenkriege. Alles hört sich irgendwie gleich an.
Auf der einen Seite reklamieren alle Beteiligten für sich, im Recht zu sein. Sie versuchen jeweils, das für sich Günstigste und Beste aus einem Streit herauszuziehen. Sie sind Täter, Opfer und Richter zugleich.
Gleichzeitig versuchen sie, eine große Anzahl an Unterstützern um sich zu versammeln. Man weiß ja nie so genau, wohin die (öffentliche)
Meinung kippen wird.
Selbstverständlich ist immer die andere Partei im Unrecht. Sie hat Verfehlungen gemacht, nicht die eigene.
Dabei geht es auch um Fristen, Hinhaltetaktiken oder fehlende zeitnahe Kontrolle. Dinge, die selbst den Aufsichtsrat und den Rechnungshof bewegten, Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen, die längst hätten geklärt werden können oder müssen. Konzepte, Personalien oder – wie das in „normalen“ Wirtschaftsunternehmen der Fall ist – eine einfache Stellenbeschreibung. Auch Verflechtungen mit anderen stadteigenen Unternehmen.
Die Situation ist nun aus dem Ruder gelaufen. Klagen werden erhoben und aus der freundschaftlichen und für beide Seiten doch einvernehmlichen Zusammenarbeit ist ein Rosenkrieg entstanden. Wer auch immer „Schuld“ hat. Aus dem „per du“ ist in schwindelerregender Eile ein „perdu“ geworden.
Wenn es nicht mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen behaftet wäre, könnte man auf die Fortsetzung gespannt sein. Doch leider ist das Kind in den Brunnen gefallen und niemand sollte den Richter Adam spielen.