Wer hat an der Uhr gedreht
Michael Partsch pflegt seit rund 30 Jahren die Uhr der Johanniterkirche
Fotos: Marcus Ganahl /Silvia Böhler
Die Uhr der Johanniterkirche in der Feldkircher Marktgasse ist weithin sichtbar. Doch wie es hinter dem Ziffernblatt aussieht, bleibt den meisten verborgen. Dabei befindet sich dort eine echte Oldtimerin.
Seit mehr als 100 Jahren verrichtet die Uhr der Johanniterkirche zuverlässig ihren Dienst. Wer einen Blick auf das Uhrwerk im Inneren der Kirche werfen möchte, muss allerdings erst zig Stufen von schmalen Holztreppen hinaufsteigen. Einmal wöchentlich tritt Michael Partsch diesen Aufstieg an – und das seit rund 30 Jahren.
Die Uhr stammt aus dem Jahr 1919 und ist heute eine der wenigen im Land, die noch mechanisch betrieben wird. Das Uhrwerk befindet sich in einer Glasvitrine. Drei Gewichte an Drahtseilen, die sich nach unten bewegen, sind der Antrieb für das Uhrwerk, die Zeiger und den Glockenschlag. „Dahinter steckt eine absolut geniale Uhrenmachertechnik. Die Seilzüge lösen mit viel Kraft das Glockengeläut aus, regelmäßig, seit über 100 Jahren und doch ist kein Verschleiß sichtbar“, schwärmt Michael Partsch mit großer Zuneigung für die alte Uhr. Früher mussten die Gewichte mit einer Kurbel wieder nach oben gezogen werde, heute erledigt diese Arbeit ein elektrischer Motor. 
Uhr mit Persönlichkeit
Ihrem Alter entsprechend hat die Uhr aber auch ein paar Eigenwilligkeiten. Michael Partsch sagt: „Die Uhr hat eine Persönlichkeit. Wenn sie nett ist, bewegt sie sich zwei Monate lang im Sekundenbereich. Je nach Wetter und Temperatur kann sie aber auch sehr launisch reagieren und dann in wenigen Tagen um einige Minuten ‚davonrennen‘“. Gut, dass der 73-jährige Feldkircher in der Nähe der Johanniterkirche wohnt. „Ich hör sie jeden Tag schlagen und vergleiche dann natürlich die Zeit mit meiner Uhr.“ Mittlerweile gewähre er der Oldtimerin ein bis zwei Minuten Toleranz. „In ihrem Alter darf sie das haben. Es geht schließlich nicht um Sekunden, sondern darum, dass sie funktioniert.“
30 Jahre Fürsorge
Michael Partsch wartet und pflegt die Uhr seit rund 30 Jahren – ehrenamtlich. „Ich mache die Arbeit gerne, schließlich dient sie auch dem Erhalt von Kulturgut.“ Das Wissen um die Mechanik hat er von seinem Vater gelernt. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre hat er die Pflege übernommen, weil der damalige Uhrmacher verstorben ist. Mitte der 1990er-Jahre hat dann Michael Partsch die Arbeit übernommen. „Ich bin kein Uhrmacher, die Uhr erfordert das auch nicht.“ Seine Aufgaben bestehen vor allem darin, die gusseisernen Teile zu schmieren und die Uhr hin und wieder nachzujustieren. 
Auch die Zeitumstellung, traditionell am letzten Wochenende im Oktober, wird manuell erledigt. „Ich halte einfach das Pendel an. Nach einer Stunde komme ich wieder und setze die Uhr wieder in Betrieb.“ Denn Michael Partsch ist überzeugt, dass auch die Menschen in Feldkirch auf die Uhr der Johanniterkirche nicht verzichten wollen. (sb)
 
  
  
  
 







