
Silvia Böhler
Ein Hoch auf die Väter
Am Sonntag ist Vatertag. Herzlichen Glückwunsch. Bestimmt wollen die Väter an diesem Tag hören, dass nicht nur die Mütter viel tun, sondern auch sie einen tollen Job leisten. Sie arbeiten, kaufen ein, kochen, putzen, wechseln Windeln und schieben Kinderwagen. Väter wissen von der Doppelbelastung „Job und Familie“ fast so viel wie arbeitende Mütter.
Die Realität ist, seien wir ehrlich, eine andere. Während sich mit der Geburt eines Kindes das Leben einer Frau meist auf den Kopf stellt, ändert sich beim Mann nicht allzuviel. Sie drücken sich gerne vor der Hausarbeit und tun zu wenig in der Kinderbetreuung. Wenn das Kind krank ist, sind es meist die berufstätigen Mütter, die zu Hause bleiben müssen. Ja, ich weiß, es hat sich schon einiges geändert und ein Blick ins nähere Umfeld zeigt, dass Vätern die Zeit mit ihren Kindern ein großes Anliegen ist - die Statistik zeigt allerdings ein anderes Bild.
Laut Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria wenden Frauen mit Kind(ern) unter 18 Jahren im Schnitt mehr als doppelt so viel Zeit für die Kinderbetreuung auf als Männer. Besonders ungleich ist die Aufgabenverteilung je jünger die Kinder sind. Ist das jüngste Kind unter drei Jahren, investieren Frauen im Durchschnitt fast drei Mal so viel Zeit für die Kinderbetreuung wie Männer. Selbst wenn Frauen im gleichen oder sogar höheren Ausmaß als die Männer berufstätig sind, bleibt die Betreuung mehrheitlich Frauensache. Ähnliches gilt übrigens auch für die Hausarbeit.
Warum halten sich diese traditionellen Familienbilder mit dieser asymmetrischen Aufgabenteilung so hartnäckig? Unter anderem, weil Männer meist deutlich mehr verdienen als ihre Partnerin und das Geld am Ende des Monats für Familien eine entscheidende Rolle spielt. So werden Männer zu Hauptverdienern, während die Frauen beruflich kürzertreten und die Verantwortung für Haushalt und Familie übernehmen. Die Familienarbeit gerechter aufzuteilen, scheitert im und am Alltag.
Wenn sich Männer also wenig an der Care-Arbeit beteiligen, haben dann Väter überhaupt einen Ehrentag verdient? Wir können damit hadern oder sogar die Abschaffung des Vatertages fordern - würde nicht am Sonntag gefeiert, hätte das die Politik vielleicht schon übernommen. Natürlich ist das aber Quatsch. Es sind gerade keine spaßigen Zeiten, in denen wir leben. Da sollten die wenigen feierwürdigen Anlässe auch gefeiert werden. Und zwar als Tag des Zusammenkommens, der Gemeinschaft und der Familie. Die Arbeit von Eltern kann nicht hoch genug wertgeschätzt werden und mit Geduld wandeln sich nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Väter. Die Entwicklung geht in eine positive Richtung.