Eine Lesung, die berührt

Irmgard Kramer erhält den Auftrag über Menschen im Nationalsozialismus zu schreiben

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    Irmgard Kramer schreibt erfolgreich Kinder- und Jugendbücher, aber auch Romane für Erwachsene.

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Foto: Darko Todorovic

Autorin Irmgard Kramer aus Vorarlberg liest am Donnerstag, 6. Februar, 19.30 Uhr im Franz-Ritter-Saal in Höchst aus ihrem Buch „Hilda - meine Großmutter, der Nationalsozialismus und ich“. Veranstaltet von Höchste Zeit - Verein für Umwelt und Menschlichkeit.

Es war wieder einmal Lockdown, und Irmgard Kramer saß in ihrer Wiener Wohnung. Da kam das Klingeln des Handys gerade recht. Am anderen Ende das Stadtmuseum Dornbirn mit der Frage, ob sie ein Buch über die Opfer des Nationalsozialismus in ihrer Heimatstadt Dornbirn schreiben wolle. „Ich erbat mir Bedenkzeit“, erinnert sich die 54-Jährige. Sie spürte die Angst vor dem, was ihr auf dieser Zeitreise begegnen könnte und davor, dass das liebgewonnene Bild ihrer Heimatstadt zerstört werde.

„Ja-aber-Moment-mal“
Schon kurze Zeit später überwog jedoch die Neugier. „Ich wollte wissen, wie es im nationalsozialistischen Dornbirn war“, erzählt sie und bekennt eine gewisse Gutgläubigkeit „In Dornbirn war das sicher nicht so schlimm. Wir sind nicht so.“ Keine 60 Minuten später sagte die Wahlwienerin zu. Wenige Tage später brachte der Paketbote einen Karton mit Zeitzeugeninterviews, Recherchen und Fotos. Petra Zudrell und Barbara Motter vom Stadtmuseum hatten viel Vorarbeit geleistet. Und dann passierten sie doch: diese Ja-aber-Moment-mal-Erlebnisse. „Bei jedem Kapitel begegnete ich meiner Großmutter Hilda Kramer“, merkte sie. Da habe es beispielsweise eine Widerstandsgruppe gegeben, mit der man extrem hart umgegangen sei.

Zeit der Aufmärsche
„Einer wohnte in unmittelbarer Nähe meiner Oma, die müssen sich gekannt haben“, ist sie überzeugt. Nicht zu vergessen die Vergrößerung des Rathauses durch die Nazis. Geplant von Architekt Hugo Wank. „Für meine Großeltern Hilda und Josef Kramer hat er den Rundbau über der Tischlerei an der Ecke Eisengasse/Frühlingstraße fertiggestellt und zog auch gleich ins Eckzimmer ein.“ Von ihren Großeltern wiederum kannte Kramer die Geschichte, dass Opa im Spital einen Spiegel an die Decke gehängt hatte. Das war 1938, als ihr Vater geboren wurde. Es war die Zeit der Aufmärsche in Dornbirn. Über den Spiegel konnte Oma Hilda diese beobachten. „Das habe ich nicht erwartet, das hat mich überwältigt“, gesteht die Dornbirnerin. Sie musste erkennen, dass ihre Oma nicht die Person war, für die Irmgard Kramer sie gehalten hat. Sie war Mitglied bei der NSDAP und Blockleiterin. Der Autorin wird dabei vor allem eines klar: „Wir müssen um unsere Demokratie kämpfen und wachsam sein.“ Denn: „So etwas kann jederzeit und immer wieder passieren.“

Frieden geschlossen
Ihre Familiengeschichte betreffend hat Kramer Frieden geschlossen. „Ich bin meiner Familie wahnsinnig dankbar, dass es keine Spannungen gab und niemand etwas dagegen hatte, dass ich darüber schreibe. Auch mein Vater, der schon eine Familienchronik verfasste, unterstützte mich sehr und gab mir bereitwillig Antwort auf meine vielen Fragen.“ Kramer macht eine kurze Pause, bevor sie fortsetzt: „Es ist gut, genau hinzuschauen, unausgesprochene Geheimnisse vergiften die Familie.“


Inzwischen ist das Buch in der vierten Auflage erschienen. Schon die erste war binnen kürzester Zeit vergriffen. Am Donnerstag, 6. Februar, 19.30 Uhr liest Irmgard Kramer im Franz-Ritter-Saal in Höchst aus „Hilda - meine Großmutter, der Nationalsozialismus und ich“. Veranstaltet wird die Lesung von Höchste Zeit - Verein für Umwelt und Menschlichkeit. (red)

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Wenn Sparen wichtiger ist als Menschen Ich bin David, bin schwer mehrfach beeinträchtigt und habe frühkindlichen Autismus. Ich brauche feste Strukturen und Unterstützung, um mein Leben zu bewältigen. Wenn die Politik im Sozialbereich kürzt, spüre ich das sofort – nicht theoretisch, sondern ganz real. Ich verliere Orientierung, Sicherheit und manchmal auch den Mut. Wenn Betreuerstellen gestrichen werden, Assistenz wegfällt oder Förderangebote verschwinden, bedeutet das für mich: Rückzug, Isolation und Verzweiflung. Ich verkrieche mich dann in meinem Zimmer. Ich glaube, die Politik vergisst Menschen wie mich. Ich bin keiner, der laut schreit. Ich bin ein ruhiger Mensch, ein Herzensmensch. Aber ich spüre sehr genau, wenn ich nicht mehr „mitgedacht“ werde. Ich möchte arbeiten und dazugehören – leben, wie jeder andere auch. Doch ohne Hilfe geht das nicht. Warum trifft man solche politischen Entscheidungen? Ich weiß, ich habe keine Lobby. Aber ich habe eine Stimme – meine Mama hilft mir dabei, dass Sie diese hören können. Ich bitte die Politik und Gesellschaft: Sehen Sie mich! Hören Sie mich! Helfen Sie mir, statt mich aufzugeben. Denn jeder Mensch zählt, ist wertvoll und einzigartig! Auch ICH!
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