Die unsichtbare Last für Geschwisterkinder
Sehr geehrte Damen
und Herren,
ich bin alleinerziehende Mama von drei Kindern. Zwei davon haben Beeinträchtigungen, eines davon eine schwere Mehrfachbeeinträchtigung. Unser Alltag ist geprägt von Pflege, Arztterminen, Therapien und einem ständigen Balanceakt zwischen Verantwortung und Überforderung. Doch am meisten trifft mich, was das mit meinem dritten Kind macht – dem „gesunden“ Kind. Dieses Kind muss stark sein, Rücksicht nehmen, Geduld haben. Es hilft, tröstet, verzichtet – oft still und ohne zu klagen. Aber es spürt alles: meine Erschöpfung, die ständige Sorge, das gesellschaftliche Wegsehen. Und jetzt sollen wirklich noch Unterstützungsangebote gestrichen werden?
Die aktuellen Kürzungen in der Chancengleichheit und Familienentlastung treffen uns mit voller Wucht. Schließtage, „Herbstferien“, Entlastungsstunden – all das wird weniger und teurer. Ich bin wütend! Wütend über unverschämte Kürzungen im Sozialbereich, über politische Entscheidungen, die auch Geschwisterkinder im Stich lassen – diese Kinder einfach völlig übersehen! So müssen auch „gesunde“ Geschwisterkinder viel zu früh Verantwortung übernehmen, da notwendige Entlastungshilfen fehlen. Die aktuellen Kürzungen treffen nicht nur die direkt Betroffenen, sondern ganze Familiensysteme. Die Politik spricht oft von „Chancengleichheit“ und „Kinderfreundlichkeit“. Ich frage: Wo bleibt diese, wenn genau die Familien vergessen werden, die am dringendsten Unterstützung brauchen?
Es darf nicht sein, dass wir und unsere Kinder unter einem Rotstift leiden, der kein Gesicht kennt. Es darf nicht sein, dass gerade Familien mit beeinträchtigten Kindern finanziell bestraft und zeitlich noch mehr ausgebeutet werden.
Ich wünsche mir viel mehr Sichtbarkeit für Geschwisterkinder und gezielte Angebote für betroffene Familien – und eine Politik, die nicht an den Schwächsten spart.
Mit freundlichen Grüßen, eine betroffene Mama aus Bludenz
Brigitte Seeberger