Familien entlasten – aber nicht auf Kosten der Qualität
Pflegende Angehörige von Menschen mit Behinderungen sind das unsichtbare Rückgrat unseres Sozialsystems. Sie arbeiten rund um die Uhr, unbezahlt, mit großer Verantwortung, und sie ersparen dem Staat jährlich Millionen. Dass gerade in Vorarlberg überlegt wird, die Betreuung
vermehrt auf Nachbarn, Vereine oder Ehrenamtliche zu übertragen, ist bei näherer Betrachtung hochproblematisch.
Denn es geht hier nicht um gelegentliche Hilfe beim Einkaufen. Es geht um Pflege, um Verantwortung, um Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Diese Aufgaben kann man nicht einfach „übertragen“, ohne klare Regeln, Schulung und Begleitung.
Der Staat – in diesem Fall das Land Vorarlberg – zieht sich immer mehr zurück, spart bei professionellen Angeboten, während sich pflegende Angehörige aufreiben.
Natürlich ist jede Form von nachbarschaftlicher Hilfe wertvoll. Aber sie darf kein Ersatz für staatlich abgesicherte Betreuung sein. Was wir brauchen,
ist mehr Entlastung für Familien, nicht mehr Verantwortung auf deren Schultern. Und schon gar nicht ein System, das auf ehrenamtliche Gratisarbeit baut, um sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen.
Pflege ist keine Privatsache. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe - vor allem für die Politik.
Birgit Jenny, Brigitte Seeberger, Carola Schulnig