
Silvia Böhler
Das Geschäft mit den Lebensmitteln
Ich gehöre zu jenen Menschen, die morgens eine Tasse Kaffee benötigen, um gut in den Tag zu starten. Doch der Genuss hat seinen Preis - laut AK-Preismonitor ist der Kaffeepreis im Vergleich zum Juni 2024 um satte 96 Prozent gestiegen. Die Teuerung der vergangenen Monate hinterlässt ihre Spuren auch bei anderen Lebensmitteln: Orangensaft kostet mittlerweile 54 Prozent mehr, Äpfel 37 Prozent, Tomaten 23 Prozent und Butter 22 Prozent. Für den täglichen oder wöchentlichen Einkauf müssen wir tief in die Tasche greifen – besonders Familien, junge oder ältere Personen sowie jene mit geringerem Einkommen leiden unter dieser Entwicklung.
Während im benachbarten Deutschland die Preise für Lebensmittel häufig niedriger sind, setzen die Lebensmittelketten bei uns auf Aktionen und Rabatte. In ihren Werbeprospekten locken die Ketten mit Sonderpreisen und Preisnachlässen. Die einen bieten Prozente auf Getränke, die anderen auf Fleischwaren, dritte 2plus1-Aktionen. Im Briefkasten finden sich regelmäßig 25-Prozent-Sticker und immer öfter sind die Rabatte auch mit Kundenkarten und Apps kombiniert. Besonders in Kritik geraten ist deshalb der Lebensmittelkonzern REWE, der ab Juli dieses Jahres seine Rabattaktionen nur noch gewährt, wenn im Gegenzug persönliche Daten zur Verfügung gestellt werden. Der Konzern kann damit genau nachverfolgen, wer, wo, wann, was gekauft hat.
So oder so - alle Händler betonen unisono, dass sich der Einkauf bei ihnen besonders lohnt. „Gewiefte Shopper“ springen von einem Geschäft zum nächsten und decken sich gezielt mit Billigangeboten ein. Doch so mancher Kunde fragt sich, ob nicht irgendwo ein Haken steckt. Die Skepsis ist berechtigt, warnen jedenfalls Experten und weisen auf unangenehme Nebenwirkungen hin. Erstens - und das ist besonders fies – wird der reguläre Preis von vornherein hoch angesetzt, um trotz gewährter Rabatte ordentlich Profit zu erzielen. Zweitens erschweren die Aktionen die Vergleichbarkeit von Preisen und drittens landet häufig mehr im Einkaufswagen als die Kunden planen. Neben den Aktionen werden nämlich auch weitere Produkte gekauft. „Ziel erreicht“, freuen sich die Supermarktketten.
Was bleibt, ist ein schlechtes Gefühl. Mit den Rabatten wird unser Kaufverhalten gesteuert, instinktiv greifen Menschen nämlich eher zu rabattierten Produkten und hoffen, damit ein Schnäppchen gemacht zu haben. Dabei werden in Vorarlberg pro Kopf und Jahr rund elf Kilogramm an Lebensmitteln weggeworfen. Kombiniert mit Apps haben die Supermarktketten zudem Zugriff auf unsere Daten. Gekoppelt wird dieses Wissen mit personalisierter Werbung, die uns dann zu noch mehr Einkäufen animieren soll. Das ist manipulativ und nicht akzeptabel.