„Jede Zeit bietet ihre Chance“

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Foto: Bettina Kogler

Wie können Lokalzeitungen auch in Zukunft bestehen? Reiner Kolb, Herausgeber der Regionalzeitungen, spricht über die Digitalisierung, Werbekunden und die Bindung zu den Lesern.


Von Silvia Böhler


Herr Kolb, haben sie heute schon Zeitung gelesen?

Ja, natürlich – gerade die Lokalzeitung ist für mich wichtig. Sie liefert fundierte Informationen aus der Region, die man in sozialen Medien oft nicht findet.


„Sie haben sich 2006 dazu entschieden, den Bludenzer Anzeiger zu übernehmen. Was waren die Beweggründe?“

Damals besaßen wir den Feldkircher Anzeiger, das Bregenzer Blättle und das Walgaublatt. Mein erklärtes Ziel war es, flächendeckend in ganz Vorarlberg präsent zu sein – insbesondere, um den Anforderungen größerer Werbekunden gerecht zu werden.

Der Bludenzer Anzeiger passte hervorragend in dieses Konzept. Mit der anschließend erfolgten Gründung des Dornbirner Anzeigers konnten wir dieses Ziel erfolgreich abschließen und eine beinahe vollständige, landesweite Abdeckung erreichen. Das war die Voraussetzung, um wirtschaftlich am Markt bestehen zu können.


Oft heißt es, früher war alles besser. Gilt das auch für das Zeitungsgeschäft?

Ob früher alles besser war, lässt sich schwer sagen, jede Zeit bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Früher gab es mehr Klarheit und Stabilität. Heute bietet die digitale Welt viele neue Möglichkeiten – aber auch neue Probleme. Zudem haben die politischen Maßnahmen in der Pandemie nicht nur wirtschaftlich Spuren hinterlassen, die Auswirkungen auf die Gesellschaft werden uns noch länger beschäftigen. Es kommt auch darauf an, was man unter „besser“ versteht: wirtschaftlicher Erfolg, Vielfalt der Inhalte oder Qualität des Journalismus?


Sie sprachen von den Risiken. Welches sind die größten Herausforderungen für die Zukunft? 

Für Lokalzeitungen ist der Umstieg auf digitale Angebote eine der größten Herausforderungen. Zwar gibt es vielerorts Online-Ausgaben, doch erreichen diese oft nicht die Reichweite der früheren Printversionen. Dazu kommt, auf dem Werbemarkt konkurrieren wir mit großen Internetplattformen wie Google News, Facebook oder Twitter, die in Echtzeit Nachrichten liefern und viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Lokalzeitung der Zukunft wird sich in vielerlei Hinsicht neu erfinden müssen. Es geht nicht nur darum, Inhalte zu liefern, sondern auch darum, den lokalen Bezug zu bewahren, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und sich als unverzichtbare Informationsquelle in der Gemeinschaft zu positionieren. Es wird entscheidend sein, innovative Wege zu finden, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten, die journalistische Unabhängigkeit zu wahren und mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt zu halten.


Welche Rolle spielt die künstliche Intelligenz?

Die künstliche Intelligenz kann für unsere Lokalzeitungen sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellen. Sie bietet zahlreiche Möglichkeiten, wie Journalismus effizienter gestaltet und neue Wege gefunden werden können, um die Leserschaft zu erreichen. Aber gleichzeitig gibt es auch Risiken, die beachtet werden müssen, besonders im Hinblick auf Wahrheit, Qualität und Unabhängigkeit der Berichterstattung. Gerade in Zeiten wie diesen werden wir von Fake-News überschwemmt.


Der Bludenzer Anzeiger und die weiteren Produkte der Regionalzeitungen sind derzeit kostenlos. Soll das auch in Zukunft so bleiben?

Vorerst bleiben unsere fünf Medien kostenfrei. Ob sich das auf Dauer aufrechterhalten lässt, kann ich heute beim besten Willen nicht sagen. Das hängt von mehreren Dingen ab – vor allem davon, ob sich das Modell über Werbung noch trägt und ob Leser bereit sind, für gute Inhalte zu zahlen. Es wird entscheidend sein, ein ausgewogenes Geschäftsmodell zu entwickeln, das sowohl Einnahmen generiert als auch das Vertrauen und die Bindung der lokalen Gemeinschaft wahrt. Es könnte eine Mischung aus kostenlosen, werbefinanzierten Inhalten und kostenpflichtigen, exklusiven Inhalten sein.


Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Bludenzer Anzeigers?

Der Anzeiger ist mehr als nur eine Wochenzeitung – er ist ein Teil des Lebens vor Ort. Er stärkt den Austausch in der Gemeinde, die lokale Kultur und die Demokratie. Wenn wir weiterhin auf Qualität, Ehrlichkeit und Mitgestaltung setzen, können unsere Lokalzeitungen auch in der digitalen Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Dafür braucht es Ideen, Mut zur Veränderung – und die Unterstützung der Leser.

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Seriöse Arbeit bei der Tunnelspinne? Im ORF-Interview vom 26.08.2025 behauptet Landestatthalter Bitschi, die Tunnelgegner würden immer wieder Behauptungen in den Raum stellen, um das Stadttunnel-Projekt auch zu verzögern. Dass die Einwendungen und Hinweise auf schwere Mängel der Bürgerinitiativen, Umweltorganisationen und einzelner Privatpersonen zum Stadttunnel jedoch Hand und Fuß haben, hat das Bundesverwaltungsgericht am 19.06.2019 in seiner Entscheidung BVwG W193 2114926-1 festgehalten: „Im Verfahren musste festgestellt werden, dass die Projektunterlagen in den Fachbereichen "Luftschadstoffe und Klima", "Lärm" und "Verkehr" und darauf aufbauend "Humanmedizin" schwere Mängel aufwiesen, sodass weitere Projektunterlagen notwendig wurden.“ Fakt ist somit, dass die Öffentlichkeit und von Enteignung bedrohte Personen bei diesem Projekt genau hinschauen müssen, damit seriös, also gesetzeskonform, gearbeitet wird. Fakt ist auch, dass es die schweren Mängel und das Nichteinhalten von Auflagen oder Gesetzen sind, die das Projekt immer wieder verzögern. Das belegt auch der aktuelle Baustopp an der Felsenau. Die Tunnelgegnerinnen und Tunnelgegner verstehen unter seriöser Arbeit offensichtlich etwas anderes als die Personen, die das Projekt vorantreiben und verantworten. Dass sie deshalb die Arbeiten an der Tunnelspinne genau beobachten, dient allen Menschen, die wollen, dass tatsächlich seriös gearbeitet wird und Gesetze eingehalten werden.
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