Positiv und utopisch denken
Zukunft und Zuversicht als Thema des micelab:bodensee in Gargellen
Foto: Michael Gleich
Im jüngsten micelab:explorer, das in Gargellen stattfand, wurde erforscht, welchen Beitrag „utopisches Denken“ und die Positive Psychologie zur Eventgestaltung leisten können.
Einer der beiden Impulsgeber im micelab:explorer war der Vorarlberger Bertram Strolz, Gründer der Akademie für Positive Psychologie. Ein zentrales Modell in seiner Arbeit, „PERMA“ (engl.), steht für die fünf Säulen des menschlichen Wohlbefindens. Es kann, so Strolz, „auch als Leitlinie bei der Formatplanung von Veranstaltungen dienen“.
Mutiges Träumen
Der zweite Impulsgeber im Labor war der Schriftsteller Ilija Trojanow. Er gilt als Meister des utopischen Denkens und wurde mit mehreren Dutzend Literaturpreisen ausgezeichnet. Um in seine Denkwelt einzuführen, wählte er ein ungewöhnliches Format: einen utopischen Spaziergang auf dem Gargellener Fensterweg. Später formulierte er poetischer: „Utopie ist eine Beschwörung der Zukunft mit der kreativen Kraft der Fantasie. Es ist die Vorwegnahme von Veränderung im Reich der Imagination.“ Für sinnstiftende Veranstaltungen ist es wichtig, stets Visionen mitzudenken, wie sie Beiträge zu einer besseren Zukunft leisten können. Das gilt nicht nur für das einzelne Event. Sondern auch für die ganze MICE-Branche, die sich, so der Titel einer Studie „Von der Meeting Industry zur Meaning Industry“ wandelt. Bei einer Schreibübung konnten die Forschenden „mutiges Träumen“ selbst ausprobieren und mit den Kollegen reflektieren.
Utopien brauchen Freiraum
Christin Kiefer, stellvertretende Leiterin des Graf-Zeppelin-Hauses in Friedrichshafen, zieht aus dem Labor die Erkenntnis: „Wenn es Probleme gibt, die dringend gelöst werden müssen, ist der Kopf nicht frei, um utopisch zu denken. Es braucht einen Freiraum, um aus dem Alltag herauszutreten und gegenwärtige Muster gedanklich zu verlassen.“ Wie bei vergangenen Laboren lag der Schwerpunkt auf dem Erfahrungslernen. Es gab Übungen zu den Themen Dankbarkeit, aktives Zuhören und wohlwollende Rückmeldungen. Die Teilnehmenden erlebten, wie sich durch solche Interventionen die innere Stimmung und die Atmosphäre im Raum positiv veränderten. Es wurde deutlich, wie positive Bewertungen und stärkende Erfahrungen durch Glaubenssätze ausgebremst werden, die sich bereits in Kindertagen einprägen. Aus der Sicht von micelab-Kurator Michael Gleich lassen sich Übungen aus der Positiven Psychologie gezielt bei Meetings oder auch bei Großveranstaltungen einsetzen, „um das Wohlgefühl und die Zuversicht der Teilnehmenden zu stärken.“ (pd)